Main-Kinzig-Kreis: Einst gescheiterte Müllpolitik ist Fluch und Segen zugleich
Mit einer Gesamtfläche von 1.397,55 Quadratkilometern ist der Main-Kinzig-Kreis der größte Landkreis in Südhessen. Dank steigender Einwohnerzahlen ist er zugleich auch der Bevölkerungsreichste des Landes, denn hier leben mehr als 410.000 Menschen. Aufgeteilt in 29 Gemeinden kommen jährlich gigantische Abfallmengen zusammen, die größtenteils in der Müllverbrennungsanlage Offenbach und auf Deponien umliegender Kreise landen. Grund für diesen Mehraufwand ist eine verfehlte Müllpolitik, durch die einst eine eigene Deponie gebaut werden sollte.
Statt Müll wurden Millionen verbrannt
Schon 2006 ist der endgültige Beschluss gefallen, einen Schlussstrich unter einen Jahrzehnte währenden Streit zu setzen, der in allen politischen Gremien schwelte. Noch vor der Neustrukturierung der Landkreise gab es Pläne, im Bereich des Main-Kinzig-Kreises eine eigene Müllverbrennungsanlage sowie eine Deponie zu bauen. Mit der Restmülldeponie Ronneburg sollten die stillgelegten Deponien und Hohenzell ersetzt werden. Mehr als zwanzig Jahre später investierte der Landkreis 1994 15 Millionen D-Mark in ein dafür geeignetes Grundstück, das schon zwei Jahre später einer anderen Bestimmung zugeführt werden sollte. Mit einem erneuten politischen Führungswechsel galten die Planungen nun dem Bau einer effizienten Thermoselect-Verbrennungsanlage im Bereich des Hanauer Hafens. Diese machten somit den Deponiebau überflüssig. Mit einem Kreistagsbeschluss von 2002 sind allerdings auch diese Pläne ad acta gelegt worden, da ein neuer Vertrag fortan die weitere Restmüllverbrennung in der modernen Anlage in Offenbach sicherte. Rückblickend lässt sich feststellen, dass im Main-Kinzig-Kreis anstatt Müll, Millionen an Steuergeldern verbrannt worden sind. Alleine der Verlust an dem erworbenen Grundstück für die Deponie macht mehr als sechs Millionen Euro aus.
Finanzielle Verluste zugunsten der Umwelt
Über die verfehle Müllpolitik freuten sich seinerzeit insbesondere Umweltschutzorganisationen und heutzutage ist man größtenteils erleichtert, dass zusätzliche Boden- und Luftbelastungen vermieden werden. Im Main-Kinzig-Kreis gibt es mittlerweile 87 Naturschutzgebiete, die sich über eine Fläche von 2.782 Hektar erstrecken. Die große Zahl verdeutlicht, dass ein politisches Umdenken eingesetzt hat, in dem Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen nachhaltig gesichert werden. Mit diesem setzte sich auch ein stärkerer Gewässerschutz durch, der vor allem den namensgebenden Flüssen Main und Kinzig zugutekommt. Hier treffen sich die Ausläufer des Spessarts, der westlichen Rhön und Vogelsberg. Zusammen mit dem Bündiger Wald und dem Ronneburger Hügelland prägen sie die Landschaftszüge des Main-Kinzig-Kreises. Der Berg Haag ist mit 584,6 Meter über NN die höchste Erhebung im Gebiet und entspricht als Naturreservoir den FFH-Richtlinien (Fauna-Flora-Habitat) der Europäischen Union.
Naturschutz durch richtige Mülltrennung - auch die Müllvermeidung steht im Fokus
Auch wenn der gesamte Restmüll außerhalb des Kreises entsorgt und verwertet wird, spielt die richtige Trennung eine wichtige Rolle. Darauf weist die Kreisverwaltung regelmäßig hin und richtet sich dabei insbesondere an die Haushalte. Ein zunehmendes Problem tritt bei der Biomüllentsorgung auf, da immer mehr Plastikabfälle in die braune Tonne gelangen. Das wiederum führt zum regelmäßigen Stillstand des kreiseigenen Kompostierwerkes, denn das Aussortieren ist nicht immer möglich. Als letzte Instanz bleibt oftmals nur noch die Verbrennung, die jedoch auch Mehrkosten verursacht. Präventionsarbeit leistet der Main-Kinzig-Kreis ebenso in Richtung der Müllvermeidung. Hierzu gibt es reichlich Tipps und Ratschläge, wie jeder einzelne Haushalt seine Müllmengen reduzieren kann.
Aus Altlasten wird Energie gewonnen: Kleiner Hoffnungsschwimmer für die Kreiskassen
Die Millionendefizite aus der Vergangenheit wird der Main-Kinzig-Kreis wohl nie wieder wettmachen. Doch für die stark gebeuteten Haushaltskassen gibt es eine kleine Hoffnung, wie aus Müll doch noch Geld werden kann. Das gelingt an den längst stillgelegten Deponien, mit der Wandlung von verschlossenen Gasen zu Energie. Durch den Ausbau dieser Technik können umgerechnet 1900 Haushalte mit den Erzeugnissen versorgt werden.
Größere Abfallmengen umweltschonend entsorgen: Darum lohnt sich eine Containerbestellung
Sperrmüll, Grünschnitt und Bauschutt fällt meist in größeren Mengen an. Dafür lohnt sich bereits die Bestellung eines Containers, die weite Wege und einen zusätzlichen Transportaufwand erspart. Zudem kümmert sich der Entsorgungsdienstleister um die fach- und umweltgerechte Entsorgung aller Abfälle. Den Kontakt zum regionalen Partner gibt es hier.
Entsorgungsgebiete im Main-Kinzig-Kreis
Schlüchtern, Sinntal, Steinau, Nidderau, Schöneck, Niederdorfelden, Hanau, Maintal, Bruchköbel, Langenselbold, Rodenbach, Erlensee, Großkrotzenburg, Bei den Tongruben, Neuberg, Hammersbach, Ronneburg, Gelnhausen, Freigericht, Gründau, Linsengericht, Tannengrundhof, Weißkirchhof, Hasselroth, Biebergemünd, Wächtersbach, Bad Orb, Bad Soden-Salmünster, Birstein, Brachttal, Jossgrund, Flörsbachtal, Birkenstöcke, Hanchesmühle, Hüttelngesäß
Postleitzahlen im Main-Kinzig-Kreis
36381, 36391, 36396, 61130, 61137, 61138, 63450, 63452, 63454, 63456, 63457, 63477, 63486, 63505, 63517, 63526, 63538, 63543, 63546, 63549, 63571, 63579, 63584, 63589, 63594, 63599, 63607, 63619, 63628, 63633, 63636, 63637, 63639, 63699, 63776
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